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EM im Glanz der Seerosenblätter

12. 01. 2020

Es dauerte fast drei lange orangene Tage, bis die Abwechslung in den Eis-Palast von Thialf Einzug hielt. Das EM-Gold im Massenlauf ging an den Belgier Bart Swings – der erste nicht niederländisch-russische Sieg bei den kontinentalen Titelkämpfen. Aber das tat der Oranje-Show keinen Abbruch: die überragende Eisschnelllauf-Nation und ihre Supporter hatten genug zu feiern.
Die DESG-Starter – mit Abstrichen – auch. Zwei Top-Ten-Plätze beendeten die Skating-Performance in Friesland. Platz 7 für Michelle Uhrig, direkt vor Claudia Pechstein. Beide hatten sich bei Zwischensprints Punkte ergattert und fast bis zum Schluss die hohe Pace mitgehalten. „Das ist für mich ein Happy End einer nicht so tollen Woche. Jetzt setze ich auf eine gute WM-Vorbereitung, um dann wieder in dieser Disziplin, für mich die spannendste mit dem höchsten Nervenkitzel, möglichst unter den Top 8 zu laufen.“ Claudia Pechstein zog auch ein „zufriedenes“ EM-Fazit. „Ich habe im Massenstart viel Arbeit geleitet, bin sonst konstant gelaufen und muss jetzt schauen, meinen Rücken besser in den Griff zu bekommen.“ Erwähnenswert: beim häufig körperlich geführten Rennen „Alle ge-gen Alle“ gelang dem 22-jährigen Fridtjof Petzold als Elftem (mit zwei Punkten) eine feine EM-Premiere.

Überall in Heerenveen weisen die beleuchteten Seerosen-Blätter, über den Grachten, an den Häuserfassaden, auf das friesische Flair hin – und einer aus dem deutschen Team wird die Thialf-Halle nicht mehr vergessen. Stefan Emele legte drei persönliche Bestmarken (1500 m/500 m/1000 m) aufs spiegelglatte Parkett. Exakt das hatte Bundestrainer Erik Bouwman gefordert. Mission erfüllt. Die starken 1:10,07 Minuten und Rang 12 im erst dritten „Tausender“ des Winters beschrieb der 23-Jährige als „tollsten Erfolg dieses Wochenendes (ARD-Kommentator Ralf Scholt lobte den „tollen Platz“). Und das ist Ansporn, hier wie-der herzukommen.“ Er sieht im niederländischen Ausnahmesportler Thomas Krol das Maß aller Dinge, die starken Zeiten der elf schnelleren Konkurrenten schocken ihn nicht. „Ich bin ja erst das vierte Jahr auf dem Eis“, deshalb will er 2020 beim Skaten kürzertreten. Und schon jetzt spekuliert er auf die erste Zeit unter 1:10-Minuten. Die nächste Schallgrenze für den Kufen-Aufsteiger.
Jeremias Marx (1:10.59) verwies erst nach dem letzten Lauf auf seine gesundheitlichen Probleme, zwischen kräftigen Hustern. Deshalb ist „ein Tag ausruhen“ angesagt. Danach richtet sich der Blick Richtung Utah. Dort bezieht TeamD ab dem 25. Januar ein Trainingslager in der Höhe. Der Betreuerstab um die Bundestrainer Bouwman und Leger tüftelt an jeglichen Details, um für die Athleten beste Bedingungen zu schaffen. Thialf war der Kick, aber die WM im Februar ist das Ziel, dem alle Maßnahmen untergeordnet sind.
Zum Beispiel auch, dass Roxanne Dufter und Michelle Uhrig nicht wie vorgesehen noch über 1000 m antraten. Ein Glücksfall für die 20-jährige Lea Sophie Scholz. Platz 15 im Weltklassefeld beim zweiten Start („ein Traum – und das nach einem wenig erfolgreichen letzten Winter“). Der Bundetrainer meint: solche Erlebnisse könne das junge DESG-Team nur stärken und widerstandsfähiger machen. „Das weckt gerade bei diesen Sportlern noch mehr Hunger und soll kein einmaliges Erlebnis bleiben.“

 

Bild zur Meldung: Michelle Uhrig erläutert im Rundfunk-Interview ihre Taktik im Massenlauf. Foto: DESG Presse