EM-Start statt Krückenlauf

22. 01. 2020

Aufgeben, nach massiven Knie-Problemen und Monaten ohne Training und Wettkampf, war für Bianca Walter nie eine Option. Sie wollte zurück aufs Shorttrack-Eis. Irgendwie und unbedingt – und jetzt steht die Dresdnerin bei den Europameisterschaften in Debrecen (24.-26. Januar) wieder am Start. Ein Wunder? Nein, schierer Wille. Denn „kein Sportler will mit einer Verletzung aufhören, sondern selbst entscheiden.“ Und im Fall von Bibi heißt das: „Ich will herausfinden, wie weit es noch geht.“

Zunächst bis zum Staffelwettbewerb in Ungarn. Ein Einzelstart wäre – nach der langen Pause und dem Trainingsrückstand – unrealistisch, doch gemeinsam ist man stark. Bei der Qualifikation Anfang des Monats lieferten Anna Seidel, Gina Jacobs, Bianca Walter, Anna Katharina Gärtner/Lisa Eckstein in Dresden starke Zeiten über 3000 m Relay ab. „Mit denen wir bei der EM im A-Finale mitkämpfen könnten. Die Medaille, die wir immer knapp verfehlten“, scheint möglich. Mit Selbstbewusstsein sind die deutschen Kurvenflitzer in die Puszta geflogen, wo neben dem Mehrkampftitel auch die EM-Einzelkonkurrenzen auf dem Plan stehen. Die Challenge für Anna Seidel, die sich beim letzten Weltcup in Shanghai mit dem Einzug ins B-Finale über 1500 m zurückgemeldet hatte.

Aber Rückblende in Sachen Bianca. Nach ihrer Olympia-Teilnahme 2018 in der Gangneung Ice Arena begann die Pechsträhne. Der Körper streikte: mit dem traurigen Höhepunkt im letzten Sommer. Am Trainingslager in Polen nahm die 29-Jährige noch teil, dann sorgten die Belastungen für latente Knie-Entzündungen, auch Hüfte und Rücken waren beeinträchtigt. „Wir wollten zu schnell zu viel“, blickt sie zurück auf eine anschließend dreimonatige Pause, die sie vorwiegend auf der Couch verbringen musste. „Ich konnte kaum mehr gehen, glaubte schon, an Krücken laufen zu müssen.

Erst Anfang Dezember konnte sich Bianca Walter, nach intensiver Reha (Laufband, Rad- und Imitationstraining), wieder aufs Eis wagen. Jetzt ist sie schmerzfrei. Dass es hin und wieder „zwickt“ sei normal. „Ich muss ja auch sehen, dass die anderen heute acht bis zehn Jahre jünger sind…“ Nach der EM lockt der Heim-Weltcup in Dresden, aber erzwingen will sie nichts. „Schön ist einfach wieder dabei zu sein“, so die junge Frau, die allein mit ihrer heiteren Art ein Gewinn für Team D in Debrecen ist.

 

DESG-Nominierung EM Debrecen

Anna Seidel, Gina Jacobs; Adrian Lüdtke, Christoph Schubert (Einzelstrecken und Staffel). Bianca Walter, Anna Katharina Gärtner, Lisa Eckstein; Leon Kaufmann-Ludwig, Robin Tenzer, Robin Bendig (Staffel). Bundestrainer Stuart Horsepool

 

Bild zur Meldung: Bianca Walter: „Selbst entscheiden“. Foto: Marion Grumbd/ MariGrafie