Ansturm auf den Weltcup

05. 02. 2020

Die Frage sei erlaubt. Wer trainiert eigentlich noch auf dem Eis von Thialf in Heerenveen? Oder in Dordrecht? Eigentlich niemand, den nahezu alle niederländischen Schaatser skaten in Sachen Weltcup in Calgary. Mit einem Aufgebot von sage und schreibe 32 Sportlerinnen und Sportler bildet Team NL die größte Delegation bei der Generalprobe für die Einzelstrecken-WM eine Woche später in Salt Lake City. Man kann sich vorstellen, welche Kürzel hinter den Top-Zeiten auf dem schnellen Eis des Olympic Oval auftauchen dürften. NED, NED ...

Doch auch andere Nationen, Japan, die gastgebenden Kanadier oder Russland nutzen nahezu alle Startplätze beim vorletzten Weltcup. Auch die DESG ist am Rande der Rocky Mountains gut vertreten: mit drei Damen und acht Herren. Die Germans reisten direkt aus dem WM-Camp in Utah an, sind an die Höhenluft gewöhnt, haben unzählige Runden hinter sich und den Zeitunterschied verkraftet. Nico Ihle brachte das Pensum – auf Facebook – auf den Punkt: „Eat. Sleep. Train. Repeat. Skate Fast. And Turn Left.“ Immer flott linksherum lautet auch das Motto in Calgary, wo keine Team-Wettbewerbe oder Massenläufe ablenken. Ein aufs Wesentliche reduzierter Weltcup am Freitag und Samstag.

Cool, wie die deutschen Eisschnellläufer ihre Eindrücke auf den sozialen Medien in die Heimat transportierten. Das spricht für Zuversicht und Selbstbewusstsein, kleinste körperliche Wehwehchen wurden umgehend wegmassiert. Ergo: „Auch wenn ich das ganze Jahr im Kreis lauf, macht es hier in Salt Lake ein bisschen mehr Spaß“, so die Eindrücke von Hendrik Dombek, der wie Nico, Joel Dufter und Jeremias Marx auf den kurzen Strecken zum Einsatz kommt. Stefan Emele läuft „seine“ 1500 m, Patrick Beckert stemmt sich auf der Langstrecke (5000 m) gegen die Oranje-Macht, dort sind auch Felix Maly und Fridtjof Petzold vorgesehen.

Bei den Damen nutzte das EM-Trio Claudia Pechstein, Roxanne Dufter und Michelle Uhrig die kontinentalen Vergleiche in Heerenveen zur Einstimmung auf die nordamerikanischen Bahnen. Michelle Uhrigs Kommentar: „Love this super fast ice.“ Auch die Bundestrainer Erik Bouwman und Danny Leger sehen Vorteile für die DESG-Cracks auf dem technisch anspruchsvollen Untergrund, der selbst allerkleinste Fehler bestraft. Vielleicht ebenfalls motivierend: Calgary begrüßte seine Gäste aus bereits frühlingshaften Breiten mit minus 25 Grad und Schneemassen. Winter in Kanada – wie im Schlager aus den 1060ern.

 

 

Bild zur Meldung: Claudia Pechstein, in Calgary geplant über die 1500 und 3000 m. Foto: Martin de Jong