„Stolz auf dieses Team“

17. 02. 2020

Bundestrainer Erik Bouwman benutzte bei seinem WM-Fazit das Wort „zufrieden“ – und dies trifft die Stimmung im DESG-Lager nach vier schnellen Tagen auf den Punkt. Eine Medaille und vier weitere Top-Ten-Plätze entsprachen den Erwartungen. Mindestens. Zumal Joel Dufter aufgrund eines Infektes auf beide Sprintstrecken verzichten musste. „Wir sind – für die nächsten Jahre – auf dem richtigen Weg“ ergänzte Bouwman und liegt damit auf einer Linie mit Sportdirektor Matthias Kulik. „Vor einem Jahr herrschte viel Unsicherheit beim Team, wie es weiter geht. Jetzt blicken wir auf die erste WM zurück, bei der die Trainer zum Saison-Höhepunkt bei den meisten Athleten die maximale Leistung abrufen konnten. Es gibt noch viel zu tun, dennoch bin ich stolz auf dieses Team.“

Über 1000 m hatte sich Nico Ihle „wieder enger“ an die Weltspitze herangearbeitet. Rang 7 „mit einer super Zeit“, so der Chemnitzer, die eigene Bestmarke in 1:07,100 Minuten nur marginal verfehlend. Die beiden Youngster Jeremias Marx und Hendrik Dombek (vorher bei seiner WM-Premiere über 500 m gestürzt) verließen Salt Lake City mit zwei persönlichen Bestzeiten. „Das sind Resultate und Erfahrungen, die sie mit nach Hause nehmen können.“

Claudia Pechstein gelang der anvisierte 8. Platz beim schnellsten 5000-m-Rennen aller Zeiten in guten 6:55,015 Minuten – das schlug Wellen des Respekts bis in die heimischen TV-Stuben. Das ZDF übertrug an allen Tagen – trotz großer Konkurrenz vor allem der Biathlon-WM. Im Studio würdigte Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein das Können der 47-Jährigen, die sich mit Rang 9 im Massenlauf nochmals belohnte. Michelle Uhrig warf im Duell Ellbogen an Ellbogen zunächst jede Energie in die Waagschale, aber nach sieben, acht Runden, war der Akku leer. Erik Bouwman verweist in diesem Zusammenhang an den niederländischen Ausnahmeläufer Patrick Roest, der im Vorfeld alles einheimste – und im Utah Olympic Oval stehend KO war. „Man kann nicht ständig über die eigenen Grenzen gehen, deshalb müssen wir die Wettkampfplanung bei Michelle ändern.“ Bei den Herren erreichte Felix Maly Rang 18.

Joel musste tatenlos zuschauen, während seine Schwester Roxanne – aufgrund des Rückzugs der Italienerin Bonazza – ins 1500-m-Rennen eingreifen konnte. Was sie sahen, stimmte den Betreuerstab zuversichtlich. „Sie lief das ganze Jahr unter ihrem Niveau – aber jetzt klappte endlich mal alles“ (Bouwman). Rang 12 – und gar nicht mehr so weit weg von den Besten. „Das ist mehr als erwartet“. Die 1:53,960 bedeuteten ein weitere „PB“ auf dem Eis, das Höhenflüge möglich machte.   

Fast hinter jedem zweiten Ergebnis tauchte in den Rankings das rot umrandete Kürzel PB auf, die Weltrekorde purzelten. Häufig ernteten die russischen Läufer den Goldschatz im Mormonenstaat. „Da verschlägt es einem den Atem“, so Reporter Hermann Valkyser zum Beispiel nach den Bestmarken von Doppel-Weltmeister Pavel Kulizhnikov (500/1000 m): „Möge alles auf seiner überragenden Kurventechnik beruhen“, so die Hoffnung. Auch die sonst so dominanten Oranje-Flitzer mussten manche fest geplante Hoffnung begraben. Ausnahmeläuferinnen wie Österreichs „Sportlerin des Jahres“ Vanessa Herzog, die häufig in Inzell trainiert, oder US-Girl Brittany Bowe standen unerwartet mit leeren Händen da. Eine WM für die Geschichtsbücher.

 

Bild zur Meldung: Michelle Uhrig: Zuviel, zu schnell. Foto: Martin de Jong